Effiziente City-Logistik

Schätzungen gehen davon aus, dass der urbane Güterverkehr weltweit vom Jahr 2020 bis 2050 um 41 Prozent zunimmt, während der restliche Güterverkehr um 26 Prozent steigt. Auch die Urbanisierung, sich verändernde wirtschaftliche Rahmenbedingungen, zunehmende Flächenkonkurrenz im öffentlichen Raum sowie die drohende Klimakrise stellen städtischen Güterverkehr vor neue Herausforderungen. Dieser macht in Tonnenkilometern zwar lediglich vier Prozent des globalen Güterverkehrsaufwands aus, verursacht aber etwa ein Viertel der CO2– Emissionen. Nutzfahrzeuge sind zudem im Vergleich zu ihrer Fahrleistung überdurchschnittlich oft an schweren Unfällen beteiligt und stellen durch widerrechtliches Halten auf Geh- und Radwegen sowie in zweiter Spur auf der Fahrbahn ein Problem für die Verkehrssicherheit dar.

City-Logistik als effizienter Lösungsansatz

Zentrale Aufgabe der City-Logistik ist, Effizienz und Klimaverträglichkeit durch Bündelung und Einsatz kleiner, möglichst emissionsfreier Nutzfahrzeuge zu steigern. Zielsetzungen dazu finden sich bereits in zahlreichen Verkehrsstrategien. Auf EU-Ebene wurde unter dem Stichwort „Sustainable Urban Logistics Planning“ (SULP) im Jahr 2016 ein Umsetzungsleitfaden erarbeitet.

Herausforderung urbaner Güterverkehr

Kurze Distanzen sowie häufige Start- und Beschleunigungsvorgänge im innerstädtischen Bereich führen zu hohen CO2-, Schadstoff- und Lärm-Emissionen. Enge Straßenquerschnitte sowie fehlende Lade- und Zustellflächen führen zu Halten auf Geh- und Radwegen sowie in zweiter Spur, wodurch andere Verkehrsteilnehmende behindert und gefährdet werden. Durch das hohe Bündelungspotenzial und relativ kurze Transportstrecken hat effiziente City-Logistik umgekehrt das Potenzial, den zunehmenden Transportaufwand mit einer Reduktion der klima- und gesundheitsschädlichen Emissionen in Einklang zu bringen.

City-Logistik erfüllt vielfältige Funktionen

Der städtische Güterverkehr übernimmt in erster Linie eine Sammel- und Verteilfunktion und beinhaltet Lieferdienste, Handwerksfahrten, Ver- und Entsorgungsverkehre für Handel, Industrie-, Baustellen- sowie Werks- und Umzugsverkehr. Neben den klassischen Güter- und Warentransporten, wie Baustoffe, Lebensmittel und Abfälle, nimmt vor allem die Paketlogistik zu. Die Anzahl der transportierten Pakete hat sich in Wien von 58 Millionen im Jahr 2015 auf 128 Millionen im Jahr 2021 mehr als verdoppelt. Während die Paketzustellungen an Arbeitsstätten (B2B) im selben Zeitraum um elf Prozent auf 14 Pakete pro Monat zurückgegangen sind, hat sich die Anzahl der Paketlieferungen an Haushalte (X2C) um mehr als das Dreifache auf neun Pakete pro Monat erhöht.

In Tonnen entfällt mehr als die Hälfte des Güterverkehraufkommens in Österreich auf Baustofftransporte. Auch für Städte kann von einem ähnlich hohen Anteil ausgegangen werden. Gemessen atn Fahrzeugen geht eine Schätzung für Wien davon aus, dass 13,5 Prozent der insgesamt verkehrenden Kfz Nutzfahrzeuge sind. 44 Prozent davon betreffen Fahrzeuge im Bereich Handwerksverkehr, jeweils rund 13 Prozent sind Busse und Baustellenfahrzeuge, sechs Prozent sind Kurier-, Express- und Paketdienste (KEP).

Der Anteil an nicht-motorisierten städtischen Gütertransporten in Tonnenkilometer betrug im Jahr 2020 in Europa weniger als ein Prozent.

Effizient vom Umland in die Stadt

Vor der innerstädtischen Feinverteilung stellt sich die Frage, wie Güter effizient und klimaverträglich vom Umland in die Stadt und wieder retour kommen. Sogenannte „Konsolidierungszentren“ (Urban Consolidation Center) am Stadtrand sind dafür ein guter Ansatz. Eine vergleichende Analyse von 82 solcher Zentren in 17 EU-Staaten zeigt, dass damit sowohl aus Umwelt-, Verkehrs- und Kostenperspektive Vorteile erzielt werden können. Voraussetzung für einen nachhaltigen Betrieb sind neben guter Servicequalität die Unterstützung durch die lokale Gebietskörperschaft sowie gute Auslastung und ausreichende Transportvolumina.

Ein Beispiel für ein solches Konsolidierungszentrum, das Warenannahme und Feinverteilung in der Stadt übernimmt, findet sich seit dem Jahr 1989 in Monaco. Lkw über 8,5 Tonnen dürfen, mit wenigen Ausnahmen, nicht in die Stadt einfahren, leichtere Lkw nur in bestimmten Zeitfenstern. Die konsolidierte Zustellung reduziert Verkehr, CO2-Emissionen, Lärm- und Schadstoffbelastung sowie den Flächenverbrauch in der Stadt. Ein Erfolgsprojekt für gebündelte Zustellung durch Konsolidierung ist auch das „Binnenstadservice“ in den Niederlanden. Gestartet im Jahr 2008 in Nijmegen können Kundinnen und Kunden das Konsolidierungszentrum als Lieferadresse angeben und von dort mit möglichst klimaverträglichen Fahrzeugen gebündelt zugestellt bekommen. Auch Rücknahme und Entsorgung von Verpackungsmaterial, Zwischenlagerung oder Etikettierungen können gebucht werden. Aus dem Pilotprojekt hat sich ein Franchise-System in mehr als 20 Städten in den Niederlanden und darüber hinaus entwickelt.

Solche Verteilzentren haben zudem den Vorteil, dass sie sich auch für eine Bahnanbindung gut eignen. In Genf transportiert etwa das Handels­-unternehmen Coop täglich durchschnittlich 84 Wechselbehälter vom Verteilzentrum Aclens rund 60 Kilometer ins Stadtzentrum, wo für die letzte Meile zu den Filialen auf Lkw umgeschlagen wird. Pro Jahr werden dadurch mehr als 800 Tonnen an CO2-Emissionen vermieden.

Dass sich für regionalen Verteilerverkehr auch E-Lkw eignen, hat eine Machbarkeitsstudie für die Belieferung von 543 Rewe-Filialen in Berlin und Umland gezeigt. Bereits mit derzeit verfügbaren E-Lkw lassen sich sämtliche städtische Touren und fast die Hälfte der regionalen Touren erledigen. Durch optimierte Routenplanung, Zwischenladungen und die absehbare Entwicklung zu höheren Reichweiten lassen sich laut Studie auch diese Touren künftig vollständig mit E-Lkw abdecken. Obwohl ursprünglich nur als Forschungsprojekt gedacht, arbeitet Rewe mittlerweile an der Umsetzung.

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